Ihr Kinderlein kommet ist ein beliebtes und weit verbreitetes kirchliches Weihnachtslied aus dem 18. Jahrhundert. Gedichtet hat es der katholische Pfarrer Christoph Schmid (1768-1854), der sich auch als geistlicher Schriftsteller einen Namen machte. Neben Erzählungen, vorwiegend als Pfarrer der Gott den Kindern nahe bringen wollte, schrieb er auch einige Gedichte. Sein bekanntestes ist das Weihnachtsgedicht Ihr Kinderlein kommet. Schmid schrieb es 1798 unter dem Titel »Die Kinder bey der Krippe« und veröffentlicht es 1811 in »Christliche Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung in Augsburg«. 1818 nahm Schmid das Gedicht auch in seine Sammlung »Blüthen, dem blühenden Alter gewidmet« auf.
Im Laufe der Zeit wurde das Gedicht vielfach vertont. Erstmals 1837 von Franz Xaver Luft, dessen Melodie sich jedoch nicht durchsetzen konnte.
Die heute bekannt Melodie veröffentlichte der Lüneburger Komponist Johann Abraham Peter Schulz im Jahr 1790 im 3. Band seiner »Lieder im Volkston« - allerdings für einen anderen Text.
Erst der Gütersloher Volksschullehrer und Organist Friedrich Hermann Eickhoff (1807–1886) verband um 1832 Schmids Gedicht mit der am Schluss leicht modifizierten Melodie von Schulz und veröffentlichte das Ergebnis in seiner Sammlung »Sechzig deutsche Lieder für dreißig Pfennig«, die eine große Bekanntheit erlangte. Und damit wurde auch Ihr Kinderlein kommet einem breiten Publikum bekannt und fand später auch Aufnahme in die Gesangsbücher beider Konfessionen. Das Evangelischen Gesangbuch (EG 43) die Melodie von Schulz in der Fassung von F. H. Eickhoff, während das katholische Gotteslob von 2013 (GL 248) die alte Melodie aus dem Jahre 1794 verwendet.
Spätestens im 20. Jahrhundert avancierte das Kinderweihnachtslied zum allgemein bekannten Liedgut, das vermutlich jeder irgendwann im Leben gesungen oder zumindest gehört hat. Das Deutsche Musikarchiv benennt 95 Bücher und 926 Notendrucke sowie 763 Musiktonträger auf denen das Lied enthalten ist (Stand 12/2016). Dass Ihr Kinderlein kommet auch heute noch im Volk beliebt ist, beweist YouTube: Der Dienst listet 32.300 Videos für das Lied.
Kommet, ihr Kinder
Doch worum geht es eigentlich in den acht Strophen, die Pfarrer Schmid gedichtet hat? Als schreibender katholischer Pfarrer lag ihm natürlich das Seelenheil der Kinder am Herzen. Er versuchte, mit seinen Schriften und Erzählungen, den Jüngsten Gott nahe zu bringen. Und genau dies tut er im Weihnachtslied Ihr Kinderlein kommet im wahrsten Sinne des Wortes: Er schickt die Kinder nach Bethlehem »Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall«. Und dort sollen sie sehen »was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht«.
Schmid fasst in den ersten vier Strophen die Weihnachtsgeschichte zusammen. »Da liegt es – das Kindlein – auf Heu und auf Stroh« berichtet er und erzählt den Kindern: »Maria und Josef betrachten es froh«. Auch die Hirten werden nicht vergessen, sie »knie'n betend davor« - und wie in der Bibel erzählt: »hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor«. Das alles packt Pfarrer Schmid in eine einzige Liedstrophe.
In der vierten Strophe erzählt er von manch Hirtenkind wie es »trägt wohl mit freudigem Sinn Milch, Butter und Honig nach Betlehem hin«. Und er fordert die Kinder, an die sich das Lied richtet: »O betet: Du liebes, Du göttliches Kind was leidest Du alles für unsere Sünd'!«
In den Strophen 5-8 überwiegt nun doch der geistliche Ton, es wird abstrakter. Doch das Anliegen bleibt das gleiche: Vernehmt die Kunde vom Kind zu Bethlehem und geht hin zu ihm.
Natürlich können die Kinder nicht nach Bethlehem gehen. Jesus wurde ja vor 2000 Jahren geboren und starb am Kreuz. Aber die bildliche Sprache des Dichters will sagen: Erkennt das Kind in der Krippe als euren Heiland an.
Gehet hin zum ihm mag sinnbildlich dafür stehen, dass die Kinder sich innerlich bereit machen sollen, den Glauben an das Jesuskind aufzunehmen. Und deshalb: »Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all'!« und zwar »Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall«.
Die Krippe mit dem Kind gibt es heutzutage nicht mehr, allenfalls noch im kirchlichen Krippenspiel; doch als Symbol taugt sie auch heute noch. Schließlich geht es darum, den Kindern zu erklären, was es mit Jesus auf sich hat. Dazu taugt der Heilige Geist wenig, aber ein fröhliches »Ihr Kinderlein kommet« begreifen die Kleinen recht schnell, das wusste auch Pfarrer Schmid als er den Kindern sagte: »O seht in der Krippe, im nächtlichen Stall […] den lieblichen Knaben, das himmlische Kind«.
Tom Borg, 21. Dezember 2016