Gott, heilger Schöpfer aller Stern

Gott, heilger Schöpfer aller Stern ist ein Adventslied. Die Melodie stammt aus Kempten um 1000, Textadaption Thomas Müntzer 1523, hier in modernisierter Fassung.

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Musiknoten zum Lied - Gott, heilger Schöpfer aller Stern

Gott, heilger Schöpfer aller Stern,
erleucht uns, die wir sind so fern,
dass wir erkennen Jesus Christ,
der für uns Mensch geworden ist.

Denn es ging dir zu Herzen sehr,
da wir gefangen waren schwer
und sollten gar des Todes sein;
drum nahm er auf sich Schuld und Pein.

Da sich die Welt zum Abend wandt,
der Bräut’gam Christus ward gesandt.
Aus seiner Mutter Kämmerlein
ging er hervor als klarer Schein.

Gezeigt hat er sein groß Gewalt,
dass es in aller Welt erschallt,
sich beugen müssen alle Knie
im Himmel und auf Erden hie.

Wir bitten dich, o heilger Christ,
der du zukünftig Richter bist,
lehr uns zuvor dein’ Willen tun
und an dem Glauben nehmen zu.

Lob, Preis sei, Vater, deiner Kraft
und deinem Sohn, der all Ding schafft,
dem heilgen Tröster auch zugleich
so hier wie dort im Himmelreich.
Amen.

Das Adventlied Gott, heilger Schöpfer aller Stern, das heute sowohl im Gotteslob (Nr. 230) als auch im Evangelischen Gesangsbuch (EG 3) zu finden ist, basiert auf den lateinischen Hymnus Conditor alme siderum, der in der Adventszeit zur Vesper gesungen wird und seit der Spätantike bekannt ist. Quellen reichen zurück bis ins 10. Jahrhundert, wo das Werk unter anderem aus dem Kloster Kempten überliefert ist.

Der Hymnus Conditor alme siderum war ein zutiefst geistliches Werk, ganz im Sinne der katholischen Theologie.

Im Jahr 1523 überarbeitete der Reformator Thomas Müntzer (1489–1525) den alten lateinischen Hymnus und schuf mit Gott, heilger Schöpfer aller Stern eine moderne Fassung, in der die neue Sichtweise der Reformationszeit durchklingt. Denn Müntzer war anfangs ein theologischer Mitstreiter Luthers, der dann aber zum geistlichen Führer der aufständischen Bauern jener Zeit wurde.

»Etwas von seinem revolutionären Impetus wird auch im Adventshymnus spürbar: Die neue Herrschaft Christi soll die Welt, die sich dem „Abend“, dem Ende zuneigt, nach dem Willen Gottes neu gestalten.« kommentierte einmal der schweizerische Theologe Andreas Marti dieses Lied.

Auch Müntzers Umdichtung wendet sich gleich in der ersten Strophe an Gott, den Schöpfer. Die Menschen, die sich von ihm entfernt wissen, bitten um die Erleuchtung, damit sie Jesus Christus als den Mensch gewordenen Sohn Gottes erkennen. Denn durch die Sünde ist das Bild des Menschen von Gott getrübt. Wir leben nicht mehr im Paradies, nahe Gott, sondern gefangen in der Sünde. Um uns davon zu befreien, hat Gott seinen Sohn geschickt; so steht es in der Bibel. Und weiter: das Kommen Christi geschieht zu der Stunde, »da sich die Welt zum Abend wandt«, wie es in der dritten Strophe des Lieds wird.

Weihnachten wird uns hier zutiefst religiös dargestellt. Kein Wort von Weihnachtsbaum, Familienfest oder gar Geschenkorgien, wie wir sie heute kennen. Nein, Müntzers Text zeigt uns Jesus Christus als Gottes Sohn, als Erlöser im biblischen Sinne. »Lob, Preis sei, Vater, deiner Kraft« heißt es in der sechsten und Strophe. Das ist keine leichte Musikkost. Auf YouTube finden sich daher auch primär Instrumentalfassungen und Chorarrangements.

Tom Borg, 27. September 2023

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